Entspannter Umgang mit Kindern

Erfahrungen und Themen, die helfen, Kinder zu begleiten und das Zusammensein mit ihnen zu bereichern:

Die Elternbeziehung dient den Kindern idealerweise als Vorbild für gelebte Liebe und Respekt. Viel wesentlicher, als dass die Eltern ein Paar sind oder getrennt leben, ist der Frieden und die Entspannung zwischen ihnen. Diesbezüglich ist wichtig, welche Atmosphäre zwischen den Eltern gefühlt wird, und weniger, was die Eltern verbal zum Ausdruck bringen.

Entspannter Umgang mit Kindern

Alle unten genannten Qualitäten sind auch wertvoll für die Beziehung der Eltern. Ihre Anwendung unterstützt ein Klima von Bindung, Freude und Entspannung:

(Siehe auch die Rubrik Paarbeziehung)

In diesem Text wende ich häufig die Form «vom/dem Erwachsenen» an. Idealerweise erlebt das Kind beide Elternteile empathisch, verbindlich und daher vertrauenswürdig auf seinem Lebensweg. Man weiss aber auch, dass es für die psychische Gesundheit eines Menschen wesentlich ist, dass er zumindest einen erwachsenen Menschen in seinem Leben hat, von dem er sich geliebt und «gehalten» fühlt.

Wärme, Mitgefühl und Humor: Die sinnvolle Bearbeitung eigener Defizite macht zufrieden, bzw. versöhnlich, heilt Trauer und Groll. Oftmals macht diese Aufarbeitung erst einen mitfühlenden und auch humorvollen Umgang mit den Kindern möglich. Zudem geschieht eine zunehmende Ausgeglichenheit. Stimmungen können selbst reguliert werden und man vermag sich selbst Halt zu geben in schwierigen Situationen. Umfassend ist dieses Thema beschrieben unter: Eltern – Kinder – Familie

Gefühle sein lassen: Freudige, «positive» Gefühle des kleinen und grossen Kindes sind für die Erwachsenen schön. Die Eltern fühlen sich dadurch bestätigt. Wichtig ist aber auch, die sogenannt «negativen» Gefühle den Kindern nicht auszureden, sondern sie zu hören, mit-zu-fühlen und sich dafür Zeit zu nehmen. Dabei werden diese Emotionen weder übergangen, schöngeredet oder ignoriert.

Weinen wertfrei zulassen, bis das Kind von alleine aufhört: Weinen ist eine Entgiftung auf der emotionalen Ebene. Spannungen, woher auch immer sie kommen, können dadurch losgelassen werden. Ein Zustand der Entspannung kommt wieder. Für die Erwachsenen kann es hilfreich sein, nicht immer wissen zu wollen, woher das Weinen kommt. Durch das Suchen nach Ursachen wird oft zu früh von der emotionalen Ebene Abstand genommen. Kinder, wie auch Erwachsene, sind manchmal gar nicht fähig, Ursachen für Trauer zu benennen. Umso wertvoller ist es, mit einem mitfühlenden Menschen sein zu können, bis sich die emotionalen Wellen von alleine geglättet haben.

Entspannung: ist die Beziehung temporär angespannt und nehmen Streitereien und Spannungen von der Erwachsenen- oder der Kinderseite überhand, ist die Frage hilfreich, wie man die Situation entladen kann. Ist es gemeinsame Aktivität, die beiden Freude macht, die hilft? Bei kleinen Kindern können es angepasste Regeln und Grenzen sein, die die Situation wieder ruhig machen. Ist es Zeitdruck, der genommen werden kann? Braucht es eine digitale Diät, damit das Kind wieder zu mehr Spiel, Beziehung und innerer Ausgeglichenheit findet? Braucht der erwachsene Mensch eine Begleitung, weil seine eigene Unruhe, aus welchen Gründen auch immer, zu gross geworden ist?

Authentizität: Authentisch sein unterstützt die entspannte Atmosphäre. Um aber authentisch sein zu können, muss man sich selbst kennen lernen. Man muss wissen, bzw. spüren, wo die eigenen Grenzen sind; was man will und was einem wichtig ist. Echtsein, den Mut zu haben und sich gleichzeitig auch die Freiheit zu nehmen, zu persönlichen Grenzen zu stehen, ist entspannend für sich selbst und die anderen. Manche Erwachsene versuchen, betont «lieb» sein zu wollen, um geliebt zu werden von den Kindern.

Manchmal sind die Verhaltensweisen von Kindern schwierig (verwöhnte Kinder), weil sie zu viel von dem erhalten, was sie wollen und zu wenig von dem, was sie brauchen. Dies ist die Definition von Jesper Juul, einem Pädagogen, über verwöhnte Kinder.

Kinder brauchen aber stabile Erwachsene, die den Mut haben, auch unangenehm zu sein. Viele Kinder werden ruhiger, wenn die umgebenden Menschen lernen, echt zu sein in ihrem Ausdruck. In anderen Worten: Kinder sind häufig angespannt und «produzieren» Spannungssituationen um Menschen herum, die sich sehr bemühen. Authentizität ist auch eine feine Einladung an die Kinder, sich selbst treu sein zu dürfen, bzw. dass das erwünscht ist.

Menschen, die dazu neigen, grenzüberschreitendes Verhalten zu haben, haben manchmal ein verwirrendes Verständnis zu Authentizität. Sie meinen oftmals, authentisch zu sein, in dem sie ihrer Umgebung ihre Launen aufdrücken. Die Wahrheit ist aber viel mehr, dass das nicht mehr authentisch ist, sondern dass sie die Grenzen anderer Menschen überschreiten. Dieses Verhalten siedelt sich bei der Gewalt an.

Regeln und Grenzen: Authentizität ist wesentlich für das Setzen von sinnvollen Regeln und Grenzen. Dabei ist es völlig in Ordnung, dass die persönlichen Grenzen innerhalb einer Familie oder eines sonstigen sozialen Gefüges individuell sind.
Regeln und Grenzen sollen helfen, eine entspannte Atmosphäre zu gewährleisten. Sie bieten emotionale wie auch äusserliche Sicherheit und Orientierung, die dem Kind und auch dem Erwachsenen Struktur geben. Im Kleinkinderalltag kann dies der klare Ablauf sein: Nachtessen, Gutenachtgeschichte, Schlafengehen. Klare Strukturen helfen auch den Erwachsenen, sich nicht von eigenen Stimmungsschwankungen und der Willkür beeinflussen zu lassen. Bei grossen Kindern können Regeln bedeuten, sich abzumelden per Telefon, wenn es später wird. Regeln und Grenzen müssen immer wieder den Kompetenzen des Kindes angepasst werden.

Es ist sinnvoll, weniger, dafür umso klarere Grenzen zu setzen und darauf zu achten, dass diese eingehalten werden.

Ein Kind lernt, Grenzen zu respektieren und zu achten, wenn seine eigenen auch beachtet werden.

Die Umgebung vorbereiten: das heisst, möglichst auf die Impulse der Kinder einzugehen und die Umgebung mit Material anzureichern, das die Kinder interessieren könnte. Bei kleinen Kindern ist es wesentlich, dass es Möglichkeiten zur Bewegung gibt. Am hilfreichsten ist es, wenn die Erwachsenen keine Erwartungen und vorgefassten Meinungen haben, wie die Kinder auf die Angebote reagieren sollten. Das heisst, weder Druck aufsetzen noch den Kindern zur Last fallen mit der eigenen Enttäuschung, wenn diese die Angebote ablehnen oder nicht mit Freude darauf reagieren.

Den Kindern dienen: heisst nicht, unterwürfig die Bedürfnisse der Kinder erfüllen und diese in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen. Den Kindern dienen heisst viel mehr, hilfreich sein für die Entfaltung des Kindes und seinen vielen Bedürfnissen, für die es die Erwachsenen braucht. Für die gesunde Entwicklung des Kindes ist es wichtig, dass seine Bedürfnisse beim Erwachsenen Gehör, bzw. Verständnis und Akzeptanz finden und entsprechend seiner Reife gerne erfüllt werden. Es ist eine Realität, dass Kinder viel Arbeit machen, bis sie wirklich erwachsen sind (gemäss der neurobiologischen Entwicklung ist dies etwa mit 25 Jahren). Macht ein Kind die Erfahrung, dass seine Bedürfnisse vom Erwachsenen ernst genommen werden, kann es leichter reifen als ein Kind, dessen Bedürfnisse den Erwachsenen wenig interessieren.

Bewegung ermöglichen, zulassen und unterstützen: Die Hirnentwicklunghat viel mit den eigenen Impulsen und Anliegen des Kindes zu tun. Bewegung ist ein wesentliches Bedürfnis der Kinder und sollte unterstützt und ermöglicht werden. Der Aufbau und die Vernetzung weiterer Schichten des Gehirns stehen damit in engem Zusammenhang. Kinder, die ihrer persönlichen Initiative folgen dürfen, sind in der Regel zufriedener und ausgeglichener.

Kinder spielen lassen: wenn Kinder frei spielen, ist es gleichzeitig ein «spielendes Lernen». Kinder, die im zufriedenen Spiel versunken sind, berühren durch ihre Begeisterung. Begeisterung wiederum ermöglicht Lernen. Das Gehirn vernetzt sich über Begeisterung und Erkenntnisse können so integriert werden. Das Kind lernt. Durch das Spiel kann es auch ungeeignete Eindrücke und Erfahrungen zum Ausdruck bringen und sich wieder entspannen. Durch das Spiel wird der eigenen Phantasie keine Grenzen gesetzt und im Miteinander müssen immer wieder neue Lösungen gefunden werden. Es ist bereichernd, wenn Kindern «Spielräume» geschaffen werden. Das Schulsystem sowie die digitalen Medien verhindern Spiel häufig, weil andere Ebenen im Gehirn angesprochen werden. Die Kinder werden häufig zu früh zum abstrakten Denken aufgefordert, welches sie durch Anstrengung integrieren sollen. Dies gelingt häufig nicht, weil die Begeisterung dazu fehlt und so keine Erfahrung daraus generiert wird. Umso wichtiger ist es, dass die Kinder in ihrer Freizeit wirklich freie Zeit haben zum freien Spiel, so dass sie ihrem Innenleben Raum geben können. Gemeinsame Spielzeit mit Erwachsenen kann auch eine sehr wertvolle Zeit des entspannten, fröhlichen Miteinanders sein.

„Schwierige“ Kinder empfindet man wohl vor allem deshalb als schwierig, weil sie in einem selbst und in der Umgebung «schwierige» Gefühle auslösen: Ratlosigkeit, Schuldgefühle, Ohnmacht, Wut, Trauer, Härte, Scham usw. Diese Kinder haben oftmals eine ausgeprägte Gabe, den Erwachsenen ihre unbewussten Knöpfe zu drücken. Ratsam ist es, Dinge an sich selbst zu ändern, bevor man das Kind zu verändern versucht und ihm dadurch vermittelt, dass es nicht in Ordnung ist. Diese Kinder fordern die Erwachsenen geradezu auf, sich mit ihrem Unbewussten auseinander zu setzen. Mehr dazu unter: Glaubenssätze inneres Kind

Traumatas in Familien: manchmal zeigen Kinder auffällige Symptome in einem Familiensystem, die einem «unverhältnismässig» erscheinen. Dabei verdienen die unverarbeiteten Traumatas, die die Elternteile aus ihren Herkunftsfamilien in sich tragen, eine besondere Aufmerksamkeit.

Gleichwürdigkeit: gleiche Würde heisst, dass das Kind und der Erwachsene, gleich viel Respekt verdienen. Bedürfnisse und Wünsche eines Erwachsenen haben den gleichen Stellenwert wie die eines Kindes. Sie werden gehört und respektiert. Das heisst aber noch nicht, dass sie erfüllt werden. Im Zusammenleben mit Kindern gibt es einen Unterschied in den Verantwortlichkeiten, aber nicht im Menschsein.

Eigenverantwortung: so wie das Kind schon vorgeburtlich (bei der natürlichen Geburt leitet es die Geburt ein, in dem von seinem hormonellen Kreislauf Impulse an den mütterlichen Kreislauf gehen und so der Geburtsprozess eingeleitet wird) kompetent ist, so ist das Kind auch eigenverantwortlich. Je entwickelter seine emotionale und praktische Reife wird, umso mehr kann das Kind Verantwortung übernehmen. Kleine Kinder schon möchten ihre Wirksamkeit erleben und am Alltag teilhaben mit Handreichungen. Damit die Eigenverantwortlichkeit des Kindes gelingt, sind Loslassen und gleichzeitige Bindung von Seiten des Erwachsenen wichtig, damit das Kind experimentieren kann und sich gleichzeitig geborgen fühlt.
Beispielsweise kann man die Meinung vertreten, dass Freizeitbetätigungen in einem Verein dann für das Kind möglich sind, wenn sie den Weg dahin eigenverantwortlich zurücklegen können. Eigenverantwortung, bzw. das Gefühl, selbst wirksam sein zu können, stärkt das Selbstvertrauen.

Uneingeschränkte Aufmerksamkeit: ein wichtiger Baustein, um sich geliebt fühlen zu können, sich gesehen zu fühlen, ist «einfach so» Zeit und Interesse zu erhalten. Bei einem kleinen Kind kann das sein, dass der Erwachsene ihm zuschaut, wie es mit der Holzeisenbahn baut. Der Erwachsene schaut aufmerksam zu, gibt aber keine ungefragten Tipps. Er geht allenfalls auf Stimmungen ein, die er beim Kind sieht. Beim Teenager kann «uneingeschränkte Aufmerksamkeit» bedeuten, dass sich der Erwachsene zum Kind setzt und sich mit demselben Projekt am PC auseinandersetzt. Oder, je nach Bedürfnissen des Teenagers, am selben Tisch etwas für sich arbeitet und zur Verfügung ist, wenn Fragen da sind. Empfehlenswert ist auch hier, sich mit eigenen Impulsen zurück zu halten, aber offen für Hilfestellungen zu sein. Diese konkreten oder in späteren Jahren intellektuellen Handreichungen sollen die Eigenständigkeit des kleinen und grossen Kindes unterstützen und nicht abnehmen.

«Uneingeschränkte Aufmerksamkeit» drückt Interesse und Verfügbarkeit aus für die Anliegen des Kindes. Dieses ruhige, präsente Dasein schenkt dem Kind im besten Fall einen wertfreien Raum, in dem es sich, innerhalb von Regeln und Grenzen, ausprobieren kann.

Nicht-direktiv-Sein: Ich gebe keine Anleitungen über das Leben, sondern biete Hand an, es gemeinsam zu erforschen. Das Kind trägt einen inneren Bauplan für seine Entwicklung in sich, welchen die Erwachsenen im besten Fall respektieren. Man könnte sagen, dass der Erwachsene wie ein Gärtner den Boden so vorbereitet und den Samen pflegt, dass dieser gemäss seinen Anlagen gedeihen kann. Und man weiss, dass gute Gärtner ihre Pflanzen lieben und sie mit Achtsamkeit pflegen.

Zurückkommend auf das Beispiel mit der Holzeisenbahn heisst das, dass ich keine Anleitungen beim Bauen gebe. Den Erfahrungsvorsprung, den ich als Erwachsener habe, spiele ich nicht aus. Ich lasse das Kind seine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse sammeln. Genauso mache ich einen Vorschlag bei dem älteren Kind, wie ich die Arbeit am PC aufgleisen würde, ohne mich mit meinen Kompetenzen in den Mittelpunkt zu stellen. Der Entdeckergeist des Kindes kann so gestärkt werden und auch der Rückhalt, es auf seine Weise zu tun. Gerade kleine Kinder überraschen immer wieder durch ihre kreativen Lösungen.

Da es in der Natur der Kinder ist, dass sie gerne die Erwachsenen, insbesondere die Eltern, freudig und zufrieden erleben möchten, sind viele Kinder bereit, ihre Eigenständigkeit zu opfern. Die nicht-direktive Haltung wirkt dem entgegen, weil sie eine gelebte Einladung an die Kinder ist, sich in ihrer ureigenen Art einzubringen: in ihrer Individualität wie sie denken, fühlen und handeln.

Nicht loben, sondern wahrnehmen: ein Lob beinhaltet auch immer Tadel. Zudem produziert der Erwachsene ein Gefälle zwischen ihm und dem Kind, indem er sich das Recht herausnimmt, das Kind zu bewerten und zu beurteilen. Derjenige, der urteilt, stellt sich über den anderen. Sind aber Beziehungen geprägt von gleicher Würde und von Augenhöhe, ist es einfacher, dass diese vertrauensvoll sind. Loben sabotiert diese. Wahrgenommen werden aber ist eine Wohltat und schafft eine Atmosphäre, sich zu öffnen und sich mitzuteilen. Man wird äusserlich und innerlich gesehen und gefühlt.

Integrität / Kinder strafen / beschämen: Für die psychische Gesundheit ist es von grösster Wichtigkeit, dass das Kind sich in seinem Wesen von den Eltern angenommen und respektiert fühlt. Durch das äussere Angenommensein kann es die Erfahrung machen, sich selbst auch anzunehmen.

Werden Kinder bestraft, ist das Vertrauen zu den Erwachsenen oft nicht mehr gewährleistet, wird es dem Kind ein Gefühl von Beschämung geben. Dieses ist Gift für ein gesundes Selbstvertrauen und für eine gesunde Eigenständigkeit.

Altersentsprechende und respektvolle Begleitung von Kindern: Mobbing geschieht kaum, wenn die Kinder in respektvoller Weise von den Erwachsenen im Lösen ihrer Schwierigkeiten begleitet und unterstützt werden. Die Erwachsenen nehmen eine Haltung ein, die präsent ist, Schutz gibt, zutraut, spiegelt und vor allem offen ist für alle Konfliktpartner. Zudem begleiten die Erwachsenen die Kinder im Finden eigener Lösungen. Sind Lösungen selbst gewollt, gelingen sie meist. Lösungen, die unter Druck entstehen, oder solche, die von den Erwachsenen bestimmt werden, generieren vi r el eher Verlierer und werden von den Kindern oftmals nicht eingehalten.

Wenn Sie interessiert sind mehr zu erfahren zu meinen Grundwerten mit Kindern, können Sie hier klicken: Eltern – Kinder – Familie